Heute begebe ich mich in die Selbstreflexion. Ja, ich teile das ganz bewusst mit der Öffentlichkeit. Die Intention hinter diesem Blog ist unter anderem, die Sklavin als Mensch darzustellen. Gesunde Menschen zweifeln ab und zu an sich selbst. Das ist nichts Ungewöhnliches. Wenn der Zweifel aber immer größer wird, dann sollte man sich das genauer ansehen.
Die Dämonen sind erst spät zu mir gekommen. Sie sind nicht oft anwesend und in sehr unregelmäßigen Abständen, aber wenn sie da sind, sind sie sehr dominant. Ich kann überhaupt nicht einschätzen, wann sie wieder erscheinen oder wie lange sie diesmal bleiben. Sie beschimpfen mich und schreien mich ja erst seit etwa 2020 an. So gut kennen wir einander noch nicht. Ich habe bis 2019 eine berufliche Ausbildung absolviert, im Zuge derer ich mich sehr gut selbst kennengelernt habe. Ich war zufrieden mit mir. Dann hat sich mein Leben abrupt verändert und es sind ganz unauffällig die Dämonen bei mir eingezogen. Es war ein schleichender Prozess. So als würde dein neuer Freund immer ein bisschen was bei dir in der Wohnung lassen und irgendwann bei dir wohnen, ohne dass das so geplant war. Nun möchte ich, dass die Dämonen wieder ausziehen. Das ist gar nicht so einfach. Sie haben es sich gemütlich gemacht und wollen nicht gehen.
Was schreien die Dämonen?
Jeder von ihnen wirft mir andere Dinge an den Kopf. Der lauteste schreit mich an, dass ich alt bin. Er hat eine hässliche verzogene Fratze dabei und seine Zähne sind spitz. Die Augen sind weit aufgerissen und blutunterlaufen. Er stinkt dabei aus dem Mund und ich rieche es deutlich, weil er direkt vor meinem Gesicht erscheint. Der nächste, nur ein klein wenig gedämpfter in der Lautstärke, ruft mir zu, dass ich hässlich bin. Er ist rechts von mir, direkt am Ohr platziert. Und links, da hat der dritte Dämon, der mir sagt, dass meine Zeit abläuft und ich nichts mehr hinbekommen werde in meinem Leben, seinen Platz. Diese Triade schreit immer abwechselnd. Dann verschwinden sie plötzlich wieder und es ist still. Ich bleibe zurück. Alleine und aufgelöst. Atmen fällt mir schwer, mein Brustkorb ist eng.
Wozu sind die Dämonen gut?
Als ich darüber nachgedacht habe, war meine erste Antwort auf diese Frage: Zu gar nichts! Die hat mir jemand in die Wohnung gebracht, wie Dreck an den Schuhsohlen. Der Übeltäter ist beseitigt, der Dreck bleibt unnötigerweise da. Aber so einfach ist es nicht. Denn mich mit dem Saubermachen zu beschäftigen scheint mir ziemlich sinnvoll. Sie sind auf ganz seltsame Weise ein Teil meiner Heilung. Heilung ist ein großes Wort. Besser wäre: Sie helfen mir, mich wieder zu finden in dem Wirrwarr, das nach Februar in mir war. Meine Dämonen spornen mich an, an mir zu arbeiten und mich wieder zu fokussieren. Sie tun dies auf eine erschütternde Art und Weise. Sie machen mir das Leben zeitweise zur Hölle. Um sie zum Schweigen zu bringen muss ich ihnen im ersten Schritt zuhören. Dadurch werden sie nicht leiser werden, aber so kann ich erspüren, welche Ressourcen ich in mir habe und welche ich stärken muss. Das wird meine Aufgabe für 2025. Es ist ein Prozess und werde ihn ganz bewusst durchlaufen.
Was hat das mit BDSM zu tun?
Ich tauche ab, ich verlasse diese Welt. Meine Knie berühren den Boden und ich senke mein Haupt vor meinem Herrn. Alles Weltliche um uns verschwindet. Ich denke nicht, ich folge meinen Instinkten und ich darf sein, wie ich bin. Mein Herr sieht mir in die Augen und ich kann seine Lust fühlen. In diesen Momenten ist es mir egal, wie ich aussehe, was ich beruflich auf die Reihe kriege, oder ob ich jung und straff bin. Er nimmt mich, wie ich bin. Diese Momente sind echt, sie sind das pure Leben. Ohne Filter, ohne Hintergrund, ohne Zukunftsangst. Im Hier und jetzt sein, ohne das, was Medien mir seit Jahren als Norm vorzeigen oder was die Gesellschaft von mir verlangt. Der Druck fällt weg. Leichtigkeit breitet sich in mir aus und ich spüre die Hormone in mir aufsteigen. Wärme durchfährt meinen Körper. In dieser Situation richte ich mich innerlich auf und entwickle wieder das Selbstbewusstsein, das ich so sehr an mir selbst mag. Es bringt mich zum Strahlen und bringt mir Stärke für mein Leben. Es ist dieses Selbstbewusstsein, das mir zeigt, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe, damit ich da sein kann, wo ich jetzt bin. Dieses Selbstbewusstsein, das mich stolz auf mich macht.
Mein Herr möchte mich als ganzen Menschen erleben. Dazu gehört sowohl die starke und selbstbewusste Frau, als auch die unterwürfige und demütige Sklavin. Beides möchte ich ihm schenken. In Balance. Und möglichst ohne ständige Zweifel.
Achtung, wichtiger Hinweis:
Ich nutze BDSM nicht als Therapieersatz. Davon rate ich jedem Menschen ab. BDSM war schon vor den Dämonen in meinem Leben. Es hat mir davor schon gutgetan, weil ich mich dabei frei und verstanden fühle. Weil es mich zutiefst glücklich und zufrieden macht. Somit lebe ich diese Seite in mir weiter aus, auch im Beisein der Dämonen, weil ich mir das Gefühl nicht nehmen lasse von ihnen. Sie werden bald wieder ausziehen. Dann ist wieder mehr Platz für mich. Da bin ich mir sicher. Dass mein Herr mich dabei unterstützt macht es einfacher. Er ist für mich da und gibt mir Sicherheit. Gehen möchte ich den Weg aber für mich, nicht für ihn. Das ist mir sehr wichtig.