Kein Platz für BDSM?

Die Tage in Vorarlberg waren anders, als erwartet. Das ist aber keine Bewertung.

Ich stieg aus dem Zug und ging ihm entgegen. Bereits vorab hatte mein Herr mir mitgeteilt, dass es am Bahnsteig nur eine freundschaftliche Begrüßung geben könne. Diese Distanz gefiel mir nicht, aber mir war der Hintergrund dieser Vorsichtsmaßnahme durchaus bewusst. Ich wäre ihm am liebsten erst um den Hals gefallen und danach auf meine Knie gesunken.

Den Nachmittag verbrachten wir zu dritt am See. Kaffee, Kuchen und Gespräche. Mein Herr, seine Frau und ich. Diese Zeit hat es gebraucht, um wieder in Gleichklang zu kommen. Der Abend war ruhig und im Kreis der Familie. So mancher fragt sich wahrscheinlich, wie das ablaufen kann. Auch ich hatte meine Bedenken. Doch die Kinder haben mich aufgenommen. Selbstverständlich haben wir ihnen nicht den wahren Grund erzählt, wenngleich sie nicht mehr so klein sind. Dennoch hat diese Information nichts in ihrer Welt zu suchen. Die Sexualität der Eltern ist eine intime Sache und die Kinder werden damit nicht behelligt.

Mitten in der Nacht besuchte mein Herr mich. Ich hatte schon geschlafen. Er schlüpfte zu mir ins Bett und streichelte mich zärtlich. Er schmiegte sich an mich und wir genossen die Nähe und die gegenseitigen Berührungen. Noch kennen wir einander nicht so gut, probieren uns noch aus und lernen von einander. Der anschließende Sex war unbeschreiblich intensiv, dabei keinen Ton von mir zu geben, war eine ziemliche Herausforderung. Aber das Schlafzimmer der Kinder war in Hörweite.

Die Vorweihnachtszeit gemeinsam genießen

Manche von euch kennen das vielleicht. Wo man wohnt, unternimmt man selten selbst touristische Aktivitäten. Ein gemeinsamer Besuch des Weihnachtsmarktes auf der Insel Lindau im Bodensee hat mir daher großen Spaß gemacht. Vater, Mutter, Tochter und die Sklavin – eine nicht ganz alltägliche Truppe. Der Vorschlag dazu kam von der Tochter, was ich bemerkenswert finde. Der Weg zum Markt war ebenfalls außergewöhnlich für mich: Per Schiff!

Männer in Anzügen

Meine Vorliebe für Männer in gutsitzenden Anzügen kennt mein Herr bereits. Umso mehr habe ich mich gefreut, als wir zum Shoppen gefahren sind. Ein paar Outfits später hatte er sein Outfit gefunden. Dieser Mann überzeugt auch im Anzug!

Wo war an diesem Wochenende Zeit für das Machtgefälle?

Wir haben einen Nachmittag in einer BDSM-Location in der Schweiz verbracht. Eine befreundete Domina betreibt diese Location unweit der Grenze und mein Herr und seine Frau sind öfters zu Gast bei Events.

Die Räumlichkeiten waren kühl, aber wir hatten relativ rasch Betriebstemperatur erreicht. Es war das erste Mal, dass wir uns in einer Session begegnet sind. Die Angst, einander nicht zu genügen, die ich im Vorfeld entwickelt hatte, war völlig unbegründet. Seine Berührungen waren liebevoll. Aber er forderte mich auch. Er schlug mich, er streichelte mich, er fügte mir Schmerz zu und er hielt mich in seinen Armen. Ich mag die Art, wie er mir Schmerz bereitet. In dieser ersten Session tastete er sich behutsam an meine Grenzen heran.

Der Nachmittag war bei weitem nicht perfekt. Und er war viel zu schnell vorüber. Doch nun können wir uns sicher sein, dass wir auch in dieser Hinsicht perfekt harmonieren. Er gibt mir, was ich so dringend brauche. Wenn ich an ihn denke, so lächle ich dankbar und strahle tiefste Zufriedenheit aus.

Neben ihm am Boden zu knien, auch wenn es nur eine halbe Stunde war, meinen Kopf auf seinem Schenkel abzulegen und seine Berührung zu genießen – dafür würde ich sofort wieder in den Zug steigen.

Mein BSDM ist nicht geprägt von SM, ich muss keine Schmerzen haben um mich als Sklavin zu fühlen. Ich spüre meine Unterwerfung auch im Alltag, tauche in die Dominanz meines Herrn ein – ohne, dass jemand der Anwesenden das überhaupt bemerkt. Ein Blick oder eine Handbewegung reichen aus um mich im Kopf zu triggern. Ich bin sowohl masochistisch, als auch devot. Nur so kann ich die wahre Sklavin in mir spüren. Ich brauche beide Welten.

Was mir gefehlt hat

58 Stunden habe ich mit meinem Herrn verbracht. Die meiste Zeit davon mit ihm und seiner Familie. Das war nicht, was ich mir erhofft habe. Das hat Anteile in mir traurig gestimmt. Ich brauche seine Berührungen, ich will, dass er mir weh tut. Wir haben wenig physische Zeit miteinander. Ich habe das unbändige Bedürfnis vor oder neben ihm zu knien. Und ich muss ihn riechen, schmecken und berühren. Das konnte ich in diesen Tagen nur sehr bedingt. Als mir im September klar wurde, dass ich mit einem stolzen Ehemann und Vater in Kontakt bin – das hat er bereits im allerersten Email erwähnt – war ich unsicher, denn das ist eine Situation in die ich mich eben genau nicht begeben wollte. Dieser Mann ist aber so besonders, dass ich nicht anders kann. Eine Familie erfordert Flexibilität und Zurückhaltung. Darin muss ich mich nun üben. Das tue ich voller Hingabe und Demut, Dankbarkeit und Freude. Für unsere Zukunft. Ich gebe viel, bekomme aber noch mehr zurück.