Ja, ich vermisse ihn. Ich bin traurig. Denn ich spüre den Verlust eines sehr wichtigen Menschen in meinem Leben. Aber ich vermisse ihn so, wie ich ihn kennengelernt habe. Nicht so, wie er am Ende war. Es ist, wie in jeder anderen Beziehung, die zu Ende gegangen ist. Was man vermisst ist die Zeit, in der es gut ging. Nicht die letzten Atemzüge in der Beziehung. Deshalb war es richtig, was ich getan habe.
Es tut trotzdem weh. Auch mit einer Ausbildung im psychologischen Bereich kann ich es nicht greifen. Obwohl ich genau weiß, was er in meinem Kopf getan hat! Ich hatte mich schon gewundert, dass ich diesen Schnitt so leicht verarbeitet habe…Nein, habe ich nicht.
Warum ist er immer noch in meinem Kopf?
Nur wenige Männer schaffen die Inszenierung ihrer Person so perfekt durchzuziehen, wie er. Narzissten sind eine besondere Gattung Mensch. Sadistische Narzissten sind nochmal eine ganz außergewöhnliche Spezies. Sie wirken nach. Auch nachdem man ihnen die Macht über sich entzogen hat – was im übrigen das einzige ist, was man tun kann, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Einen Narzissten kann man nicht zähmen, ihn in die Schranken weisen oder ihm seine Grenzen aufzeigen. Das klappt nicht. Den Stecker zu ziehen ist die einzige nachhaltige Lösung.
Jetzt vermisse ich ihn unsagbar. Seine Aufmerksamkeit, seine Aufgaben, seinen Tadel und auch sein spärliches Lob. Niemand hat bisher seine Kreativität, sein Interesse an mir und sein geistiges Niveau auch nur in ähnlicher Weise dargelegt. Er war einzigartig. Aber er war gleichzeitig grenzignorierend, brutal und psychisch nicht im Stande Empathie zu empfinden.
Das, was den Narzissten ausmacht, ist das Gefühl, das er dir gibt…das hallt immer noch in mir nach und erzeugt jetzt – Monate später – ein tiefes Loch.
Dieses Loch vermag keiner zu füllen bisher. Der, der es am ehesten könnte – der Sir – ist nicht regelmäßig anwesend in meinem Leben und mir keine Stütze. Ich bin alleine.
Ich tue jetzt Dinge, die er mir untersagt hat und lerne neue Menschen kennen, die ich niemals kennengelernt hätte, mit ihm als meinen Herrn. Das macht unfassbar viel Freude. Ich mache Shootings, ich gehe tanzen, ich treffe Freunde. Ohne Vorgaben, ohne Vorschriften ohne Tracking. Das macht mein Leben so viel einfacher. Ich befolge immer noch die meisten Regeln, wie Make Up, Schuhe, Styling. Ich treibe ausgiebig Sport, wie er es verlangt hat, aber ich tue es jetzt für mich, für meinen Körper und mein Körpergefühl.
Dennoch ist die Sklavin enttäuscht, leer und traurig. Ein wenig hoffnungslos und verzweifelt.
Ich habe während der Verbindung stets beteuert, dass es nach ihm keinen anderen Herrn mehr in meinem Leben geben kann. Soll ich tatsächlich Recht behalten?