Die große weite BDSM-Welt hat viel zu bieten. Besonders, wenn man ein Gespür für Inszenierung und den Blick für besondere Perspektiven hat. Mein Online-Profil lockt die Männer an, auch die Realität ist gut zu mir.
Es hat – zugegeben – nur wenige Tage gedauert, bis ich mein Profil überarbeitet habe. Worauf hätte ich warten sollen? Ich bin frei und darf chatten, flirten, meine Fotos und Videos selbst wählen und mich mit Männern, die ich interessant finde, treffen.
Die Suche ist herausfordernd
Die Suche nach einem Herrn ist eine Herausforderung, aber das hatte ich erwartet. Mein ehemaliger Herr hat in Sachen Stil und Niveau eine hohe Latte gelegt. Ich suche aber keinen Mann, der einfach seinen Platz einnimmt, sondern einen ganz anderen Typ von Mann. Es gibt weniger als eine Handvoll mit denen ich ins Detail gehe, bin sehr zurückhaltend. Treffen mit dem einen oder anderen Herrn hat es schon gegeben, doch bei dem einen Abend ist es geblieben. Keine Intimität. Keine Wiederholung. Wir hatten nicht die gleiche Wellenlänge. Das ist aber nicht schlimm, denn ich habe es nicht eilig. Neue Menschen kennenzulernen und unterschiedliche Zugänge zu BDSM zu erkunden ist spannend.
Worum geht es mir?
Beim ersten Treffen geht es mir ganz klar um die Aura des Mannes. Zieht er mich in seinen Bann? Kann ich mir vorstellen, vor ihm zu knien? Wie gibt er sich? Wie riecht er? Glänzen seine Augen? Denke ich, er hat meine Hingabe verdient oder will er nur Sex mit dem Mascherl der Dominanz? Hab ich das Gefühl, er will das selbe, wie ich? Nun…es ist Geduld notwendig und darin übe ich mich aktuell. Wieder einmal…
Es kann sein, dass beim nächsten Treffen genau der Herr vor mir steht, mit dem ich mir mein BDSM vorstellen kann. Dann kommt es auch noch darauf an, ob er das selbe empfindet. Es kann aber auch passieren, dass ich ohne Herrn bleibe. Dann würde mir etwas fehlen. Aber Spaß und Freude hätte ich trotzdem im Leben und das ist mir wichtig!
Ein Chat hat mich dazu gebracht, nachzudenken darüber, wie weit ich in meiner nächsten Verbindung gehen möchte.
Sklavin sein, tiefe Hingabe spüren und das Feuer entfachen…das will ich!
Die letzten Jahre habe ich damit verbracht, der sprichwörtlichen Karotte vor der Nase hinterherzulaufen. Ich wollte endlich raus und mich zeigen. So viel Arbeit steckt in dieser Sklavin, so viele Entbehrungen und so viel Demütigung, die ich erlebt habe! Doch das wollte ER nicht. Immer seltener hatte er Zeit, hat sein Spiel mit mir immer mehr 24/7 per Chat betrieben. Ich musste gehorchen, immer verfügbar sein und durfte weder links noch rechts schauen. Zu lange habe ich dieses Spiel, das nichts mehr mit BDSM zu tun hatte, mitgespielt. Der Meister der Manipulation hatte mich gefangen genommen. Dazu gehören immer zwei, das ist klar. Aber ich habe diesen Schritt gesetzt, jetzt bin ich frei. Von der totalen Versklavung in die Weite der Welt. Ein wunderschönes Gefühl.
24/7 TPE kann ich mir nicht mehr vorstellen
Ich werde keinen (symbolischen) Vertrag mehr unterzeichnen, obwohl er mir alles bedeutet hat. Nie wieder gebe ich mein Leben in diesem Umfang in fremde Hände. Ich bin ein Mensch mit Bedürfnissen, mit Sehnsüchten und Wünschen. Die sind mein Fokus im BDSM. Wenn es einen Herrn gibt, den ich damit glücklich machen kann, dann brenne ich nur für diesen Mann. Ich habe so viel zu geben und ich bin bereit dafür. Aber: Ich werde mich nicht tracken lassen, nicht einen anderen Menschen fragen, ob ich etwas kaufen, essen, trinken darf. Nie wieder werde ich meinen Alltag, meinen Urlaub und meine Treffen mit Freunden nach jemand anderem ausrichten. Und nie wieder werde ich ständig erreichbar sein oder mir langfristig meine Lust verbieten oder mir vorschreiben lassen, was ich anzuziehen habe. Dessen bin ich mir sicher. Denn, wenn der Mann der richtige ist, dann entscheide ich für mich, ob ich in seinem Sinn handle und entscheide im Rahmen unserer Verbindung. Dann – und nur dann – ist es wahre Hingabe im Sinne meines BDSM und nicht Führung durch Unterdrückung und Manipulation. Das ist BDSM auf Augenhöhe.
Manches in meinen Texten mag sich widersprechen, denn alles, was ich soeben als „nie wieder“ angeführt habe, habe ich vor einiger Zeit hier als erstrebenswert dargelegt. Das hatte auch damit zu tun, dass er meine Texte zur Freigabe erhalten hat. Ich habe dem Narzissten die Macht über mich genommen und kann mich ab jetzt wieder darauf konzentrieren, was ich 2020 eigentlich gesucht habe. Den perfekten Dom für mich – wie in einem meiner ersten Blogbeiträge hier formuliert.
Das bedeutet: Zurück zum Anfang, aber mit wesentlich mehr Erfahrung.