Mit dem Wort Aftercare konnte ich erst nichts anfangen und musste googlen, was das bedeutet. Mit der Bedeutung dahinter konnte ich dann doch recht viel anfangen. Ich wusste nur nicht, dass es einen Fachbegriff dafür in der Szene gibt.
Das Einlassen auf den Herrn und die Situation, das Ausliefern und die Schmerzen setzen Hormone (Endorphine) im Körper frei, die mich in eine andere Welt eintauchen lassen. Der Adrenalinspiegel steigt mit fortgeschrittenem Spiel. Dazu brauche ich Schmerz. Dazu brauche ich Vertrauen und noch viel wichtiger: einen passenden Gegenpart.
Wenn die Realität dem Spiel weicht und das Spiel zur Realität wird
Alles andere rund um mich verschwindet und es gibt nur noch den Herrn und mich. Ich begebe mich in seine Obhut, er benutzt mich, wie es ihm beliebt. Ich diene und gehorche und im besten Fall fügt er mir auch Schmerz zu. Mein Masochismus ist ein kleines Teufelchen, das ich in jeder Session dabei habe. Es sitzt auf meiner Schulter und verlangt nach Befriedigung. Reines D/S wäre mir persönlich zu wenig – wenngleich ich meinem Herrn gegenüber stets devot bin und auch dabei in eine andere Welt eintauchen kann. Aber das ist schwer. Richtig gut wird es für mich, wenn ich voller devoter Hingabe im Schmerz versinke. Die Peitsche trifft mich unentwegt, meine Arme sind fixiert und ich lasse mich gedanklich in diesen Schmerz fallen – dann bin ich ganz alleine mit mir, nehme auch den Herrn nicht mehr wahr. Die Schläge tun nicht mehr weh, sondern ich nehme sie an. Ich schreie nicht, ich jammere nicht, ich genieße unendlich. Meist laufen mir die Tränen in Bächen meine Wangen hinunter. Es sind Tränen der Zufriedenheit, des Glücks, des Einswerden mit mir. Diesen Zustand nennt man Subspace oder „Fliegen“. In diesen Subspace komme ich nicht bei jeder Session. Manchmal lache ich dabei auch noch lustvoll und provokativ. Ein verantwortungsvoller Herr erkennt diesen Zustand und kann mich lesen. Er prügelt mich nicht krankenhausreif, weil ich stöhne unter seinen Schlägen, sondern er erkennt, wann es reicht. Am Ende sollte er mich mit diesem Gefühls-/Hormonchaos aber bitte nicht alleine lassen. Er muss mich zurück in die Realität holen, mir den Boden unter den Füßen wieder geben – und das nennt man Aftercare. Danach kann auch gerne weiter gespielt werden! Mir geht es um die Hormone, die bei mir eben speziell beim Schmerzerleiden ausgeschüttet werden. Die sinken wieder ab und dabei brauche ich Hilfe. So bin ich. Wer das nicht verstehen und umsetzen kann, der hat mich nicht verstanden.
…und dann lächle ich
Mir ist es sehr wichtig, nicht auf mich alleine gestellt zu sein mit diesem Hormon-Overflow. Ich brauche Halt, Zärtlichkeit und Sicherheit nach einem Höhenflug. Manchmal ist mir sehr kalt und ich zittere, wenn der Hormonspiegel fällt. Darauf sollte reagiert werden. Meine Atmung wird wieder ruhiger und ein Lächeln in Verbindung mit glasigen, strahlenden Augen zieren mein abgekämpftes Gesicht. Der dominante Part ist in der Verantwortung mich aufzufangen. Ganz klar bleibe ich aber in meiner devoten Rolle dabei. Am liebsten knie ich zwischen den Beinen meines Herrn und lege meinen Kopf auf seinen Oberschenkel. Ich bin dann ganz weich und verletzlich. Er streichelt mir übers Haar und die Wange und ich sehe sehnsüchtig nach oben zu ihm. Wenn ich dann lächle, dann hat er alles richtig gemacht bei mir. Dann war es schön…
Wird mir dieses Auffangen versagt, dann war alles, war vorher passiert ist, nur noch halb so schön. Das Vertrauen und die Nähe, die ich zugelassen habe, fühlen sich nicht mehr richtig an. Und einige Zeit später, am Weg nach Hause, falle ich dann total in mich zusammen und habe Heulkrämpfe. Der Boden, der mir entzogen wurde in der Session kommt nicht zurück. Das kann Tage dauern. Dann war es nicht schön…
Einzige Ausnahme: Wenn er mich im Schmerz nach dem Schlagen am Boden liegen lässt und das zum Spiel und zur Erniedrigung gehört. Dann ist das Spiel aber auch noch nicht zu Ende 😉