Wann ist es zu viel?

Neulich war ich auf einer Playparty. Eine kleine feine Runde. Ich war schon mal bei einer dieser Veranstaltungen im gleichen Rahmen und habe mich sehr wohl gefühlt. Mir schien die Harmonie im Raum und die Ebene, auf der sich die Anwesenden begegneten sehr passend. Eine, der Situation angemessene Atmosphäre, in der ich mich meinem Herrn hingeben konnte. Und das tat ich.

Ich muss vorausschicken, dass ich zwar nicht schmerzgeil bin, also mein Kopf im Spiel nicht ständig nach Schmerzen und Leid verlangt. Aber wenn mein Herr meinen Hintern gewärmt hat, dann mag ich es laut, hart und exzessiv. Schläge mit unterschiedlichen Instrumenten turnen mich an. Vor allem, wenn ich nicht sehen kann, wer mich schlägt. Da komm ich gut in Fahrt. Wichtig ist mir, dass mein Herr stoppt, wenn er bemerkt, dass es zu viel wird und ich mit mir selbst kämpfe. Noch nie habe ich mein Safewort verwendet, ich ertrage die Härte meines Herrn bis zum bitteren Ende. Ich vertraue ihm jedoch, dass er die Grenzen des Ertragbaren nur langsam überschreitet und mich nicht krankenhausreif prügelt. Bis jetzt hat das immer geklappt. Meine Stimme ändert sich, meine Atmung klingt anders und ich beginne auch dann und wann zu fluchen (sofern ich kein dezidiertes Sprechverbot habe). Meine Grenzen sind also ziemlich klar erkennbar. Doch bei der letzten Party ist etwas geschehen, was neu für mich war:

Wir haben die Grenzen der anderen überschritten.

Ja, das geht! Ich war sehr überrascht, als ich diverse Andeutungen diesbezüglich vernommen habe. Und ich war enttäuscht in dem Moment. Auch in einer – scheinbar – offenen Szene, wie der im BDSM-Bereich, wird man ab und zu schief beäugt, wenn man nicht regelkonform agiert.

Mein Herr schlug mich erst leicht, dann mit Wechsel der Schlaginstrumente immer härter. Und was tat ich? Ich genoss die Schläge und die Aufmerksamkeit! Er erkundigte sich – für alle hörbar – öfter bei mir, ob es mir immer noch gut gehe. Ich fühlte mich wie im Rausch, nahm nicht mehr jeden Schlag war. Auch er war mittlerweile eingetaucht und schlug und schlug und schlug. Ich lachte ihm ins Gesicht und aus voller Brust. So schaukelte sich die Geilheit immer mehr auf, bis es irgendwann genug war. Und genau da ist der Punkt: Es war genug für uns und nicht zu viel. Es war gut! Die Hormonausschüttung war der Hammer.

Und danach zu vernehmen, wir hätten vielleicht…eventuell…unter Umständen…zu wenig Rücksicht auf die anderen genommen, das stößt bei mir auf Unverständnis.

Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich gerne hätten. Ich lebe mein eigenes BDSM, in der Härte in der ich es möchte, mit dem Dom, der mir gewachsen ist.

Als absolut fehl am Platz empfinde ich es, wenn Außenstehende eine Session nach ihrer Härte bewerten. Wenn ein Top mit seiner Sub spielt, sie schlägt oder ihr sonst wie Schmerzen zufügt, dann ist das eine Sache zwischen den beiden. Der einen Sub reichen schon leichte Klammern an den Brüsten und drei Klapse auf den Po und der Schmerz macht sie geil. Die andere braucht 50 Rohrstockhiebe als Aufwärmprogramm. Ein und die selbe Person reagiert auch von Situation zu Situation unterschiedlich. Aber niemand hat das zu beurteilen, solange das konsensuale Spiel eindeutig ist. Den meisten Tops geht es um die Reaktion der Sub, dabei ist es egal, wie hart er schlägt! Die Reaktion kommt halt schon an einem niedrigeren Schmerzlevel – na und?

Ich für meinen Teil maße mir niemals an, andere im Spiel zu bewerten. Ich kann nur dafür plädieren, niemanden zu verurteilen, weil er/sie einen bestimmten Fetisch oder Kink hat. Und wie hart der Dom seine Sklavin hernimmt bleibt immer noch ihm überlassen.

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