So fern und doch so nah

Fernbeziehung

Bis vor kurzem konnte ich mir schwer vorstellen, wie es anderen Subs geht, wenn sie von Beziehungen zu ihren Herrn berichten, die hunderte Kilometer weit weg sind. Ich habe mich immer gefragt, wie das funktionieren kann. Kann ich einem Herrn ergeben sein, den ich einmal im Monat sehe und der mir mein eigenständiges Leben zugesteht ohne in seiner Dominanz zurück zu stehen? Kann ich jemandem vertrauen, den ich so selten sehe? Mein BDSM basiert auf diesem gegenseitigen Vertrauen. Kann es das tatsächlich geben?

Jetzt lebe ich in einer solchen Konstellation. Mein Herr wohnt mit seiner geliebten Sub 220 km von mir entfernt. Ich verbringe mein Leben mit meinem Ehemann, den ich liebe und schätze. Trotzdem ist mein Herr ständig in meinem Kopf präsent.

Freiheit, trotz  Regeln

Immer wieder treffe ich auf Menschen, die mich fragen, ob ich meine Freiheit genieße und tue, was ich will. Diese Frage kann ich klar beantworten: Ja und nein! Die Menschen sehen allerdings stets die sexuelle Komponente des BDSM.

Denn was er nicht weiß, das macht ihn nicht heiß.

Treffe ich mich mit anderen Doms? Nein – weil diese, wie auch alle anderen Beziehungen, auf Vertrauen basiert! Mein Herr ist streng. Er hat mir Regeln mitgegeben, die ich befolge. Egal, ob er um mich ist, oder nicht. Das hat wohl mit meiner Einstellung zu BDSM zu tun. Mir geht es um den Kick im Kopf, der in regelmäßigen Abständen im persönlichen Kontakt gipfelt. Nur Online wäre nichts für mich. In diesen 4 Wochen, in denen wir einander nicht sehen, ist er trotzdem mein Herr. 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche bin ich sein Eigentum. Ich melde mich am Morgen, ich berichte von meinem Tag und erfülle seine Aufgaben, wenn er mir welche stellt. Jede Aufgabe, die ich bekomme, erfreut mich. Manchmal sind die Aufgaben einfach, aber sie werden, wie er zu Beginn angekündigt hat, fordernder. Er schenkt mir täglich Aufmerksamkeit, seine kostbare Zeit. Dafür bin ich ihm dankbar. Diese 24/7 Verbindung ist sehr tief. Der Alltag wird das Prickeln niemals dämpfen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber BDSM-Beziehungen, die räumlich näher sind.

Befolge die Regeln

Regeln sind mir im BDSM Kontext sehr wichtig, wie ich bereits in einem eigenen Blogbeitrag beschrieben habe. Sie geben mir Halt. Mein Herr hat mir Regeln aufgetragen, die sowohl Teil meines Alltags sind, als auch unseren persönlichen Kontakt betreffen. Sie erinnern mich immer daran, dass ich ihm gehöre. Auch wenn er nicht da ist. Ich trage immer ein Stück von ihm bei mir. Vergesse ich dieses Teil zu Hause, so habe ich mit einer Strafe zu rechnen. Denn das bedeutet, dass ich nicht an ihn gedacht habe. Und ich habe es bereits einmal vergessen. Er hätte es wohl niemals erfahren, doch ich habe es ihm gebeichtet, weil es ein klarer Regelverstoß war. Die Wahrheit steht ganz oben und ich werde ihn niemals anlügen. Denn eine Lüge erschüttert das Vertrauen und verursacht Enttäuschung. Ich möchte meinen Herrn nicht enttäuschen.

24/7 Online

Mit Hilfe der heutigen technischen Möglichkeiten ist es ein Leichtes, ständig in Kontakt zu sein. Diese Online-Beziehung ersetzt für mich keine reale, körperliche Beziehung. Die Abstände zwischen unseren Treffen sind allerdings nicht unendlich groß. Daher passt das für uns gut. Sowohl er, als auch ich haben unsere eigenen Leben, unseren Alltag, unsere Partner/in. Mein Herr ist ein Teil meines Lebens und ich bin ein Teil seines Lebens und sogar seiner Beziehung (dazu mehr im vorigen Blogbeitrag). Trotz der Entfernung und der unterschiedlichen Leben sind wir tagsüber sehr viel und regelmäßig in Kontakt. Dies können erotische, geile Chats mit Kopfkino sein oder Alltagsgespräche. Er interessiert sich für mich und ich möchte wissen, wie es ihm geht. Eben weil er so weit weg ist. Ohne diese Chats könnte ich mir eine solche Fernbeziehung nicht vorstellen. Manche Subs berichten davon, dass sie ihren Herrn alle 2-3 Monate treffen und dazwischen außer der Terminvereinbarung kaum Kontakt vorhanden ist. Das sind für mich reine Spielbeziehungen. Das wäre mir persönlich zu wenig. Ich brauche die Aufmerksamkeit meines Herrn. Ich kann nur hoffen, dass ihm das nicht irgendwann zu anstrengend wird. Aber daran möchte ich derzeit gar nicht denken. Wenn er nicht schreibt oder antwortet, dann wird er seine Gründe haben. Meist meldet er sich aber sofort oder antwortet binnen weniger Stunden.

Spiel vs. Leben

Viele treffen einander, wie oben bereits erwähnt, für Playsessions und haben sonst keinen oder wenig Kontakt. Das sind Spielbeziehung, was völlig in Ordnung ist! Auch solche Beziehungen hatte ich schon. Ich habe jetzt großes Glück, dass mein Herr nicht nur die sexuelle Komponente von BDSM lebt, sondern mir die wesentlich breitere und erfüllendere Perspektive näher gebracht hat: BDSM als Lebenseinstellung. Daher geht es mir nicht darum, in der Pause zwischen den Treffen – die ja keine Pause ist im eigentlichen Sinn – möglichst viele Strafpunkte zu sammeln, zu provozieren und so beim nächsten treffen zu bekommen, was ich als masochistisch-devote Sub möchte. Vielmehr will ich ihn glücklich machen, jeden Tag. Eine gute Sklavin ist keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Wir spielen nicht, wir leben BDSM 24 Stunden täglich, 7 Tage in der Woche. Auch mit 220 km dazwischen. Möge dies noch lange so bleiben und jeden Tag wachsen 😉

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