Sich auf Neues einlassen

„Ich habe intensiv darüber nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich deine Sehnsucht nach d/s nicht in der Art und Weise stillen kann, wie du es brauchst. Ich möchte, dass du glücklich und zufrieden bist als meine Sklavin und daher gestehe ich dir andere Herren zu.“ Mit diesen Worten hatte ich ehrlich nicht gerechnet. 

Ich habe den Sir, den ich in einem früheren Beitrag beschrieben habe, wieder getroffen. Wir sind uns sehr nahe, obwohl wir einander noch nicht lange kennen. Gestern wollte er etwas besprechen: Seinem Empfinden nach brauche ich mehr BDSM, als er mir geben kann. Deshalb gesteht er mir einen weiteren Herrn zu. Er will mich weiterhin als seine Sklavin, das wurde er nicht müde, zu betonen, aber er will, dass ich glücklich bin und dazu brauche ich mehr. Das ist das schönste Kompliment überhaupt.

Mehr als ein dominanter Mann in meinem Leben?

Aber was bedeutet das jetzt für mich als Sklavin, die sich in ihrer Hingabe nur einem Mann verbunden fühlen möchte? Eine sehr schwierige Situation für meine Gefühlswelt und vor allem für meinen Kopf. So manche Sub wäre jetzt wahrscheinlich im siebenten Himmel. Mehrere Spielpartner zu haben und das auch noch vom eigenen Herrn initiiert, scheint für so manche Frau erstrebenswert. Nicht aber für mich. Sklavin zu sein, ist meine Bestimmung. Der Sir hat mir auch in den letzten Wochen zugestanden andere Männer zu treffen. Er beschränkt mich nicht, im Gegenteil. Es erfreut ihn, wenn ich interessante Männer kennenlerne.

Er ist der Sklavin in mir sehr nahe gekommen

Ich fühle mich als begehrenswerte Frau ihm gegenüber. Ich spüre, dass er mich als Sklavin verstanden hat. Wir haben eine Ebene. Und ich empfinde großen Respekt vor ihm als Sir, und auch als Mensch. Seine Dominanz hat eine unglaubliche Faszination für mich, seine Sicht auf die Welt erweitert meinen Horizont. Gespräche mit ihm sind ehrlich und ohne Scham. Nur sein Drang zur Freiheit und Unabhängigkeit ist völlig neu für mich. Niemals zuvor habe ich einen Mann wie ihn kennengelernt. Dass ich mich jemals auf jemanden einlassen könnte, der so verbindlich in seiner Unverbindlichkeit ist, hatte ich nicht gedacht. Ich mag es ja lieber geordnet und verbindlich.

Die Zeit mit ihm ist sehr wertvoll für mich. Er fasziniert und berührt mich mit Worten und seine Aura umgibt mich, wenn wir uns nahe sind. Ich mag es, wie er mich ansieht, wie er mich behandelt und wie er mir den Spiegel vorhält. Er löst etwas in mir aus und hilft mir dadurch bei der Weiterentwicklung. Nicht durch Aufgaben, wie mein früherer Besitzer, sondern dadurch, dass er mir aufzeigt, wie ich für mich selbst neue Rahmenbedingungen definieren kann. Meine vorige Verbindung hat mich sehr geprägt und meine Werte geformt:

Eine Sklavin – ein Herr, Regeln und strikte Rituale.

Wer sagt denn, dass das immer so sein muss oder dass dieses Konzept für jede Phase meines Lebens gelten muss? Die Rahmenbedingungen und die Richtung gebe ich selbst vor. Ich darf mir auch zugestehen, Neues zu versuchen. Was, wenn ein Herr tatsächlich neben sich weitere dominante Männer akzeptiert? Der Sir hat genau das vorgeschlagen. Bis vor kurzem war bereits dieser Gedanke für mich tabu und unmöglich, zu Ende zu denken. Abgesehen davon, dass ich mich nur einem Mann so verbunden fühlen möchte (und kann?): gibt es einen Dom auf dieser Welt, der nicht das Gefühl hätte, in einer solchen Konstellation der Nr. 2 Dom zu sein?