Ich habe auf diesem Blog schon viel darüber geschrieben, was ICH unter BDSM verstehe und auch, dass jeder BDSM-affine Mensch seine ganz persönliche Sicht auf BDSM hat. Niemand darf von sich auf andere schließen. Nicht in der Welt und nicht im BDSM. Und ich war sehr gefestigt in meiner Ansicht und meiner Perspektive darauf, was ich mag und was ich nicht mag. Doch jetzt verändert sich etwas.
Immer lauter wird dieser Gedanke, ganz ihm zu gehören. Wenn alles von mir abfällt und ich nur noch ich bin. Sklavin, Hure, Fickstück. Ihm die Entscheidungen über mein Leben und meinen Körper zu überlassen. Keine Hemmungen. Keine Scham. Kein Widerstand. Keine Bedenken. Mich hingeben. Meinem Schicksal anvertrauen. Ihm bedingungslos vertrauen. Ohne mich selbst aufzugeben. Die Herausforderung besteht darin, im Inneren immer – und ich meine tatsächlich in jeder Situation und Lebenslage – seine ergebene Sklavin zu sein. Das bringt mich manchmal wahrlich in stressige Situationen, die ich nicht mag. Wenn ich in der Bahn stehe, zwischen vielen Menschen (manchmal auch mir bekannte!) und mein Herr plötzlich anruft. Was tue ich? Wie kann ich die respektvolle Anrede wahren ohne dass jemand etwas bemerkt? Mein Puls galoppiert davon, meine Schamgrenze ist erreicht, meine Gehirnströme verknoten sich und die Fähigkeit zu Denken ist in diesem Moment weit weg. Das ist eine Herausforderung, die ich selbst gewählt habe. Und ich werde ihr gerecht werden.
Schlagen, Knien, und so viel mehr…
Als ich davon geschrieben habe, dass BDSM so viel mehr ist, als Schmerzen zu ertragen und vor einem Dom zu knien, hatte ich schon Recht. Aber wirklich Ahnung davon hatte ich nicht. Die universelle Anwesenheit eines anderen Menschen konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht im Entferntesten erahnen. Die Möglichkeiten, sich in meinem Kopf zu verankern, scheinen schier grenzenlos. Mein Herr hat sie alle genutzt. Die physische Anwesenheit ist nicht von Bedeutung, denn er ist immer da. Jeder Schluck, den ich zu mir nehme, berührt die Lippen, die dafür geschaffen wurden, ihm Lust zu bereiten. Jeder Bissen dient dazu, sein Fickstück zu nähren und jeder Herzschlag hilft, die Hure, die ganz ihm gehört, am Leben zu halten. Ich atme ihn ein. Ich atme ihn aus. Jeder Atemzug passiert, weil er es möchte.
Gefährliche Abhängigkeit?
Ich wachse jeden Tag. Durch ihn und mit ihm. Aber in erster Linie wachse ich, weil ich mich darauf einlasse. Ich nehme an, was er mir gibt. Bin offen und frei. Er zeigt mir einen Weg. Wenn dieser Weg nicht der meine wäre – ich würde ihn nicht gehen. Mein persönlicher Background macht mich reflektiert und hält mich handlungsfähig. Das ist mir wichtig. Ich möchte selbständig, aber fremdbestimmt sein. Das scheint ein Widerspruch zu sein. So ganz greifen kann ich dieses Konstrukt noch nicht. Entscheidend für mein Empfinden ist: Ich lasse mich bewusst von ihm leiten. In den letzten Monaten bin ich weit gekommen. Ich habe mich verändert. Ich habe mich selbst durch meinen Herrn nochmals anders kennengelernt.
Alles fällt ab…ein Blick in die Zukunft
Mein Leben ist erfüllt. Von der Liebe meines Herrn und von vielen anderen Menschen rund um mich, die mir jeden Tag so viel Positives schenken, dass ich zufrieden strahlen kann. Jegliche Entscheidung obliegt ihm. Ich wähle zwar selbständig und eigenverantwortlich zwischen Alternativen aus, doch stets in seinem Sinne. Ich treffe die Entscheidung, weiß aber, wie er möchte, dass ich entscheide. Ich muss nicht mehr darüber nachdenken, oder ihn gar danach fragen. Ich weiß, was er erwartet. Und das führe ich aus. Ich agiere in jeder Lebenslage und jeder Situation loyal als seine ergebene Sklavin.
Diese Verbindung ist anders, als das BDSM, das der Großteil der affinen Menschen darunter versteht. Sie geht tiefer. Sie ist außergewöhnlich. Unser BDSM hat nach diesem ersten Jahr eine – für mich persönlich – nicht zu erwartende Tiefe erreicht. Eine Nähe trotz der Entfernung, wie ich sie nicht für möglich gehalten hätte. Die Tatsache, dass ich ihn vermisse, wenn die Tage nach unserem Treffen voranschreiten und kein neuer Termin in Sicht ist, für mich, zeigt, dass ich noch Entwicklungspotenzial habe. Diese physische Komponente schränkt mich noch ein. Sie behindert mich. Doch das menschliche Bedürfnis nach Nähe kann ich nicht abstreiten. Ich weiß nicht, ob ich es jemals verabschieden kann.
Was kann ich ihm geben?
Er schlägt mich, er benutzt mich, er beobachtet mich, er kontrolliert mich, er leitet und entwickelt mich, er lässt mich mitten am Bahnhof vor sich knien, oder er fickt mich hart und ohne Hemmungen wann und wo er will. Er verleiht mich. Er macht mir Geschenke. Er küsst und begehrt mich. Und er bestraft mich bei Verfehlungen. Ganz wie er es möchte. Und damit schenkt er mir, was ich bisher unter BDSM verstanden habe. Was ich ihm schenke ist meine Hingabe und mein ehrliches und aufrichtiges Bestreben, diese Hingabe auf eine universellere Stufe zu heben, auf der unsere Verbindung nicht mehr hinterfragt wird, sondern Teil unseres Seins ist.