Gedanken über das Warum

Nach 18 Monaten, die ich meinem Herrn nun schon dienen darf, war es an der Zeit für mich, darüber nachzudenken, warum ich (s)eine Sklavin bin, was sich verändert hat und wo noch Steine im Weg liegen.

Warum bin ich Sklavin?

Weil das mein sexueller Kick ist. 

Weil das meine Welt ist. 

Weil ich Verlangen und Begierde spüren möchte. 

Weil ich es genieße, wenn jemand die Kontrolle hat. 

Weil ich mich gut fühle, wenn mich jemand für seine Befriedigung benutzt. 

Weil ich auffallen und herausstechen will. 

Weil ich mich in dieser Position sicher fühle. 

Weil es mir gefällt, im Alltag Regeln zu befolgen. 

Weil das Halsband mich als jemandes Eigentum kennzeichnet. 

Weil ich dabei Schmerz in Lust umwandeln kann. 

Weil daraus meine sexuelle Befriedigung kommt.

Warum bin ich seine Sklavin?

Weil er mich auserwählt hat.

Weil er mich dafür schätzt, was ich bin. 

Weil er gütig ist.

Weil er mir seine Zeit und seine Aufmerksamkeit schenkt. 

Weil er mich benutzt für seine Befriedigung. 

Weil er mich in seinem Sinne erzieht. 

Weil er mir die Möglichkeit gibt, mich zur perfekten Sklavin zu entwickeln. 

Weil er den Weg kennt. 

Weil er an mich glaubt. 

Weil er etwas besonderes in mir sieht. 

Weil er der strengste und liebevollste Herr in einer Person ist. 

Weil er hohe Ansprüche hat.

Weil er mich fördert und fordert.

Weil er mich schweben lässt.

Weil er es so sehr genießt, wenn ich für ihn erklinge.

Weil er der einzige Herr ist, der mich zu bändigen weiß. 

Weil es keinen anderen geben kann für mich.

Die Frage, warum ich Sklavin bin, war schnell beantwortet. Ich musste mich nur in mich selbst zurückversetzen – vor etwa 18 Monaten habe ich so sein Interesse geweckt. Ich war sexuell getrieben und habe einen Dom gesucht. Einen, der mir Schmerz bereitet und mich danach auffängt. Einen, der mich knien lässt und mich während einer Session devot sein lässt. Das war es, was ich als ziemlich unerfahrene Sub in der weiten Welt des BDSM gesucht habe. Gefunden habe ich etwas anderes.

Sein Blick für Ästhetik und sein Hang zum Nicht Alltäglichen haben mich von Beginn an gefesselt und fasziniert. Die totale Selbstüberhöhung als Inszenierung um aus der Masse herauszustechen hat mich angezogen und abgestoßen zugleich. Und die Selbstsicherheit mit der er seine Ansprüche in schwindelerregende Höhen schraubt, hat mich herausgefordert.

Meine Welt hat sich verändert, mein Leben hat sich gedreht und ein Teil des Weges – der steinige und steile Teil – liegt hinter mir. Doch immer noch liegen Brocken herum. Über manche stolpere ich weiterhin. Über viele steige ich jedoch einfach drüber und denke nicht mehr darüber nach. Das ist gut so, 18 Monate sind eine lange Zeit. Ich habe viel gelernt. Über mich, über die Welt, über korrekte Haltung, über Respekt, über die Männer, über meine Sexualität. Meine Sexualität ist mir unheimlich wichtig. Ich habe sie eigentlich erst wenige Monate vor ihm kennengelernt. Sie ist ein großer Teil meines Seins und ich genieße sie. Das macht es umso schwieriger, sie jemand anderem zu überantworten. Anfangs habe ich geschummelt, doch das habe ich rasch abgestellt. Ich gehöre ihm. Mein Körper und damit auch die Hoheit über meine sexuelle Lust stehen in seinem Eigentum. Ich lebe nach den Regeln und ich akzeptiere sie, weil ich sie freiwillig angenommen habe. Sie rahmen und leiten mein Leben. Sie verbinden mich mit ihm. Die schmutzigen Gedanken kommen immer seltener. Die dadurch ausgelöste Lust, die ich meist gut unterdrücke, sollte aber in meiner fortgeschrittenen Entwicklung erst gar nicht aufkommen. Die dafür nötige Konditionierung erfordert offensichtlich mehr Arbeit, als erwartet. Aber auch das wird kommen. 

In der näheren Vergangenheit habe ich vor allem gelernt, was eine Sklavin zur Jüngerin macht. Kein Zweifeln mehr an unserer Verbindung. Die ständige Angst, dass er sich eine andere sucht, weil ich nicht gut genug bin. Sie ist weg. Ich fühle mich leicht und frei. Teile mein Wissen und meine Erfahrung, bin interessiert an der Entwicklung anderer, denn das erweitert meine Welt und eröffnet Perspektiven. Ich verzweifle nicht mehr an jeder Kreuzung aus Angst, falsch abzubiegen. Ich treffe meine Entscheidungen im Sinne meiner Erziehung. Das gibt mir Sicherheit. Ich brauche Regeln. 

Ich möchte jedoch immer noch kontrolliert werden. Noch bin ich keine eigenständige Jüngerin. Das Gefühl, erwischt zu werden, kickt mich immer noch. Das ist noch nicht aus mir gewichen. Doch auch das wird sich geben. Das ist Teil meiner Entwicklung. Das kann ich so aussprechen, weil ich mich in vielen anderen Bereichen sehr gut entwickelt habe Dank seiner nachhaltigen Erziehung. Der Prozess dauert noch an. Wer weiß schon, ob er jemals so zufrieden sein wird, dass er mich als seine Sklavin dauerhaft kennzeichnet? 

Die Fragen aus der Einleitung stehen für meinen bisherigen Weg. Dieser Weg hat mich bereits weit gebracht. Es ist der Weg meines Herrn, sein Weg für mich und seit geraumer Zeit habe ich ihn als den meinen angenommen. Mein Herr weiß, was wichtig ist.

Er steht über allem. Ich folge ihm. Nicht meine Befriedigung ist ausschlaggebend dafür, ob der Abend gut war. Das einzige, was für mich zählt, ist ob er zufrieden war. Ihm dienen zu dürfen ist eine besondere Auszeichnung für mich. Das erfordert tägliche Konzentration auf meine Bestimmung und Arbeit an mir. Ich bin kein willenloses Sklavenstück, weil er es so will, sondern, weil ich es so will. Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will. Denn dieser Weg hat mich auch näher zu mir geführt.