Freundschaft

Gestern habe ich geweint. Bitterlich und von tief drinnen. Aber nur sehr kurz. Ich musste feststellen, dass Freundschaft unterschiedlich definiert wird. Jeder Mensch sieht darin etwas anderes. In diesem Blog geht es nicht immer um meine Versklavung, so war er auch von Beginn nicht gedacht, obwohl meine Texte meist davon handeln. Es geht auch um alle Begleiterscheinungen, die eine BDSM-Bindung mit sich bringt. Heute beschäftigt mich etwas Spezielles. Ich denke über den Stellenwert von echten Freundschaften nach.

Ich kann diese Art der Verbindung zwischen Menschen nur für mich selbst definieren. Für mich ist Freundschaft mit großem Vertrauen verbunden. Ich vertraue der Person Dinge an, die ich nicht jedem sage. Diese Dinge stoßen manchmal auf Verständnis und manchmal auch auf Unverständnis. Das ist so, weil wir Menschen alle unterschiedlich sind in unseren Werten und unseren Sichtweisen. Dieser Umstand macht die Welt bunter und das mag ich.

Wozu ist Freundschaft gut?

Eine Freundschaft ist Selbstzweck, das bedeutet, dass sie keinen Nutzen hat, außer dass ich gerne Zeit mit der anderen Person verbringe, weil beiderseitige Sympathie besteht. Manche Freundschaften sind ausbalanciert, denn mal geht es dem einem nicht gut, mal dem anderen. Das kann auch über längere Zeiträume so sein, ohne dass die Freundschaft kippt. Man tauscht sich aus, man lacht und man weint miteinander. Man diskutiert über unterschiedliche Standpunkte, lernt voneinander und übereinander. Man ist für einander da. Und – ein für mich ganz wichtiger Punkt – man akzeptiert den anderen, wie er ist und behält seine Geheimnisse für sich. Als Sklavin, die 24/7 lebt, ist das mit den Freundschaften nicht so einfach. Seit ich denken kann hatte ich aber nie viele Freundinnen. Auch vor meiner Zeit als Sklavin. Mal gab es eine „beste Freundin“, dann einen „besten Freund“ und dann lange niemanden. Ein lange Zeit war mein Mann mein bester Freund, aber diese Partnerschaft hat nun andere Prioritäten und ich möchte ihm nicht mehr alles erzählen. Wir haben uns weiterentwickelt. Einen oberflächlichen Freundeskreis hatte ich immer, aber so richtig enge Freunde? Vereinzelt. Manchmal hat es mir gefehlt. Meistens aber nicht.

Plötzlich waren sie da!

Dann kam vor etwa zwei Jahren zufällig eine Hand voll Mädels daher und das Leben war plötzlich abwechslungsreicher. Jede von ihnen hatte ihre Geschichte und ihren Zugang zum Leben. Es war eine schöne und vor allem lustige Zeit. Wir tauschten uns über alles aus. Ich freute mich für sie, wenn sie einen geilen Typen am Start hatten und sie freuten sich für mich, als ich meinen Herrn kennenlernte. Ich habe ihnen alles erzählt, habe mein Glück  und mein Leid mit ihnen geteilt. Ja, speziell zu Beginn meiner BDSM-Beziehung war das Leid sehr groß. Aber sie haben mich bestärkt, mich vor manchem gewarnt und sie waren für mich da. Die eine konnte mit BDSM mehr anfangen, die andere weniger. Und dennoch haben wir uns verstanden. Mit der Zeit kamen jedoch die ersten zweifelnden Stimmen. Sie konnten nicht verstehen, wie ich agiere und dass ich meinem Herrn aufs Wort folge, bedingungslosen Gehorsam immer konsequenter in mein Tun einfließen habe lasse und mein Fokus auf der Zufriedenheit eines Mannes lag. Niemals hat er mir den Umgang mit ihnen verboten. Nie hat er versucht, auch nur in Ansätzen meine Sozialkontakte zu beschränken!

„Männer kommen und gehen, Freundschaften bleiben

Dieser Redewendung stimme ich zu. Voll und ganz. Dazu muss man aber Freundschaft fühlen. Das immer lauter werdende Unverständnis nagte an mir. Ich habe mich zurückgezogen aus diesem Freundeskreis, habe keine Lust mehr gehabt, mich ständig erklären zu müssen. Im Laufe meines Lebens habe ich das immer wieder gemacht. Wenn ich mich über Menschen ständig ärgern muss, oder sie meine Energie absaugen, dann lasse ich das nicht mehr zu. Das bin ich mir selbst schuldig. Ich breche den Kontakt ab. Wie eben gestern.

Es gibt aber auch Freundschaften, die überdauern alles. Auch wenn es keine regelmäßigen Treffen oder gar Kontakt irgendeiner Art und Weise gibt. In dem Moment, wo es ein Wiedersehen gibt, ist alles wie früher. Diese Freundschaften sind sehr rar, aber sehr viel wert.

Mein Herr steht über allem. Er ist mein Eigentümer. Dafür habe ich mich entschieden. In vollem Bewusstsein und mit allen Konsequenzen. Ja, viele würden meinen, ich solle mich doch in Therapie begeben, weil ich offensichtlich nicht Herrin meiner Sinne bin. Aber ich bin gefestigt in dem, was ich tue. Eine starke, selbstreflektierte Frau, die ihre eigenen Bedürfnisse endlich wahrnimmt und dadurch befriedigt, dass sie sich jemand anderem unterwirft. Das ist es, was ich möchte. Das hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. Frei und glücklich. Und zugleich in Ketten. Mein Herr schätzt meine Entwicklung und er möchte eine solche Frau als Sklavin. Kein kleines Mäuschen, das man biegen und herumdrehen kann, wie es einem passt. Sondern ein Wesen, das strahlt in seiner Gesamtheit. Ein Wesen, das stark im Auftritt ist und hart in der Sache. Jemand mit einem klaren Ziel. Ein Wesen, das Blicke auf sich zieht und einzigartig ist in seinem Sein. Wenn dieses Wesen sich aus freien Stücken unterwirft, dann soll es für immer so sein. Es kann keinen anderen Herrn mehr geben für diese Sklavin.

Keine Akzeptanz für andere Lebenskonzepte

Leider konnten die Mädels das nicht akzeptieren und wussten besser, was ich in meinem Leben tun soll. Der Fokus wäre falsch. Ich würde mein Leben und meine Ehe an die Wand fahren und meinen Job verlieren. Das hat so weh getan und mich gleichzeitig verdammt wütend gemacht. Doch so richtig in Rage gebracht hat mich aber die Überlegung ihrerseits, sie würden mit meinem Mann sprechen, denn der müsse die Wahrheit erfahren. Ist das Freundschaft? Nein, darauf verzichte ich. Jeder Mensch sollte sein eigenes Leben leben und andere Lebenskonzepte akzeptieren. Ob sie einem gefallen oder eben nicht.

Es tut weh. Es tut verdammt weh. Vertrauensbruch kennt kein Zurück. Ich habe wieder etwas gelernt für mein Leben. Und bin stärker, als davor.