Feminismus und BDSM – ein Widerspruch?

Dieses Thema wird in unzähligen Plattformen sehr kontrovers diskutiert. Ich habe Stunden mit Recherche verbracht um mich meiner eigenen Meinung anzunähern. Was mir dabei aufgefallen ist, ist, dass die Begriffe Feminismus und Emanzipation vielfach vermischt werden.

Feminismus

Den Feminismus schlechthin gibt es nicht. Es gibt viele unterschiedliche Strömungen, die aus politischer, sozialer, rechtlicher Sichtweise begründet sind. Für mich geht es beim Feminismus um die Veränderung einer Gesellschaftsstruktur, die aus der Unterdrückung der Frau heraus, entstanden und als solche auch heute noch mehr oder weniger gefestigt ist. Klar ist das in Europa „Jammern auf hohem Niveau“, aber solange es Quoten für Frauen geben muss, solange sind wir meines Erachtens nicht am Ziel. Als erklärtes Ziel des (meines) Feminismus ist die Anerkennung und Achtung gleicher Menschenwürde von Frauen und Männern zu sehen. (Übrigens auch von allen Geschlechternuancen dazwischen!) Gleiche Chancen im Leben, vom Geschlecht unabhängig. Weil wir alle Menschen sind, nur zufällig biologisch ein wenig unterschiedlich. Dem Zufall geschuldet! Frauen wollen keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte. Und die Basis der UN-Menschrechtskonvention besagt:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren

Emanzipation

Dass Emanzipation heutzutage synonym zu Frauenemanzipation verwendet wird, ist eine sehr eingeschränkte Sichtweise, denn sich zu emanzipieren bedeutet, sich von Abhängigkeiten zu befreien. An Freiheit und Gleichheit zu gewinnen, sich z.B. von den Eltern, von gesellschaftlichen Normen und politischer Unterdrückung zu befreien. Emanzipation bedeutet im weiteren Sinne, mein Leben meinen Wünschen und Bedürfnissen anzupassen und es gestalten zu können, wie es mir gefällt, ohne Abhängigkeiten. Alles natürlich im gesellschaftlich-verträglichen Rahmen. Da halte ich es mit Kant, der im 17.Jht gesagt haben soll:

Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt

Warum überhaupt diese Diskussion?

Für mich ist das entscheidende Kriterium, dass ich frei wählen kann, ob ich mich einem anderen Menschen unterwerfe und nach seinen Regeln lebe. Und ich kann auch sagen, dass es reicht. Innerhalb der Zeitspanne, in der ich mich meinem Herrn anvertraue, ihm folge und in seinem Eigentum stehe, ist die Emanzipation selbstverständlich zwischen uns beiden gegessen. Sonst klappt mein D/S nicht. Wir haben eine 24/7-BDSM-Beziehung in der es eine klare und strikte Machtverteilung gibt. Und nichts anderes möchte ich von dieser Beziehung. Aber genau das ist ja mein Wille, meine Entscheidung. Ich gebe die Verantwortung ab. Die Macht über meinen Körper und mein Wohlergeben lege ich in seine Hände, weil ich weiß, dass er mit dieser Verantwortung umgehen kann. Vor niemandem – außer mir selbst – muss ich mich rechtfertigen dafür. Die Frauenbewegung der 60er Jahre hat dafür gekämpft, dass Frauen die gleichen Rechte bekommen. Dafür bin ich dankbar. Ich möchte nicht meinen Mann fragen müssen, um erwerbstätig sein dürfen, ich gehe gerne wählen und ich gestalte mein Leben frei. Ich sehe keineswegs einen Widerspruch darin, diese Rechte wieder abzutreten. Für einen definierten Zeitraum, einem bestimmten Menschen gegenüber, bewusst und gewollt. Weil es mich im Kopf und zwischen den Beinen erregt! Einfach deshalb!

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