Ein schmaler Grat

Ich befinde mich an der Kippe. Auf der einen Seite befindet sich ein Tal, saftig grün, blauer Himmel, Sonnenschein und die Vögel zwitschern. Es ist das sehr einladende Tal der Zufriedenheit. Auf der anderen Seite des Grates sehe ich Regen, Dunkelheit und Kälte. Ein Sturm verwüstet das Tal. Das ist das Tal der Verzweiflung. Es ist ein schmaler Grat und ich balanciere sehr unsicheren Schrittes darauf.

In meinem letzten Beitrag hier habe ich geschrieben, dass der Mann, mit dem ich mich als Sklavin sehr verbunden fühle, mir die Möglichkeit eröffnet hat, mich auch mit anderen dominanten Herren zu verabreden. Ich habe auch ausgeführt, welche Unsicherheit in meinem Denken und Fühlen als Sklavin das mit sich gebracht hat. Das liegt nun etwas mehr als zwei Wochen zurück. Der Gedanke, dass ich nun freier in meiner Wahl bin, hat mich schon auf eine gewisse Art beflügelt. Doch die Sache arbeitet in mir. Was will ich denn jetzt? Kann ich es als Phase annehmen, mich mehreren Männern devot hinzugeben, ohne Angst zu haben, dass ich meinen Fokus verliere? Denn mein Ziel als Sklavin ist es weiterhin, den einen Herrn, der das Beste aus mir herausholen kann, den meinen nennen zu dürfen. Der Herr mit dem ich die Höhen erklimmen kann und mich in den Tiefen gemeinsam mit ihm verliere. Ist das der Hollywood-Traum einer Sklavin ohne Herrn, oder kann nur das das Ziel sein, wenn ich mir gegenüber ehrlich bin?

Die Situation überfordert mich massiv. Ich bekomme unzählige Komplimente auf diversen Plattformen und ich freue mich über jedes einzelne. Viele Männer möchten mich kennenlernen. Doch wie so oft auf den Plattformen stecken hinter den Profilen Menschen, die vorgeben, etwas zu sein, was sie nicht sind. Sehr wenige Kontakte schaffen es in eine echte Konversation mit mir. Diese Männer könnte ich mir vorstellen, zu treffen. Aber was passiert, wenn ich sie treffe? Ich bin plötzlich unsicher, zaghaft und so gar nicht, wie ich eigentlich bin, denn ich kann keinen Plan fassen und muss diese Unsicherheit ertragen. Das liegt mir nicht.

Welche Optionen habe ich denn? Hier kommt wieder der rationale Teil in mir hoch. Plus- und Minuslisten, ein Ranking an Dingen, die mir wichtig sind und vieles mehr habe ich hinter mir. Ich komme einfach nicht in meine Gefühlswelt. Die Fragen, die ich mir stellen sollte, sind ganz einfach: Wie fühlt es sich an, frei zu sein und dennoch einem Sir verbunden? Mit allen Freiheiten und Unsicherheiten, die das mit sich bringt? Fühlt sich das gut an? Oder will ich das nicht, eben weil es zu viele Entbehrungen mit sich bringt, da er wenig Zeit für mich hat? Habe ich Angst etwas zu versäumen? Habe ich Angst, dass es zu lange dauern würde um den Herrn zu finden, der alles in sich vereint, weil es ihn gar nicht gibt und ich auf etwas warte, was nicht real ist?

Ja, ich war mutig und habe Treffen vereinbart. Ich habe es nicht bereut. Es wird Wiederholungen dieser Treffen geben. Doch wie soll das weitergehen? Spielen mit mehreren Männern über einen längeren Zeitraum fühlt sich immer noch nicht gut an in mir. Denn ich spiele nicht. Befriedigen diese Männer nun künftig lediglich einen bestimmten Teil in mir? Meine Devotheit ist keine sexuelle Spielvariante, sie ist Teil meines Wesens. Ich glaube nicht, dass das gut geht. Das ist mir zu wenig. Ich sage von mir selbst, dass ich wählerisch bin und mich niemals als zweit- oder drittrangige Sklavin hergeben würde. Und das meine ich auch so! Wenn ein Mann mehrere Spielpartnerinnen hat, dann ist das nichts für mich. Aber ich selbst würde mit dem Sir verbunden sein und mir bei anderen Befriedigung holen? Nein, das geht sich nicht aus. Das möchte ich auch nicht. Ich will die Verbundenheit zu einem Mann – zu genau einem – spüren.

Ich wusste, mit der Offenbarung, dass ich mich mit anderen treffen kann, wird es kompliziert. Aber ich werde auch daran wachsen. Das weiß ich. Zu weit bin ich schon gekommen, als dass ich an diesem Zustand verzweifeln würde. Ich bleibe positiv und lasse das Leben auf mich zukommen. Die sonnige Seite des Tals zieht mich mehr an.