Die Sklavin erfindet sich neu

    

Nach so langer Zeit wieder am Sklavinnenmarkt zu sein ist ein sehr ungewohntes, neues Gefühl. Auf so mancher Plattform fühlt es sich an, als wäre man Freiwild.

So mancher Mann meint, er müsse mir gleich in der ersten Nachricht zeigen, wie dominant er ist. Das kommt meist sehr platt rüber und erzeugt bei mir mehr Schmunzeln, als Interesse. Bei anderen merkt man sofort, dass es Copy-Paste Nachrichten sind. Wieder andere erzeugen in mir sogar ein schlechtes Gewissen, weil sie sich sehr bemühen in der ersten Kontaktaufnahme, aber das Profil mich einfach nicht anspricht. Und dann gibt es sehr wenige, mit denen ich chatte oder es sogar zu einem Treffen kommt. Diese Männer sind sehr unterschiedlich und nicht alle entsprechen meinem Suchprofil. Aber irgendwas an ihnen weckt dennoch mein Interesse. Einer schlägt gerne, einer benutzt gerne, einer fesselt gerne, einer mag meinen Zugang zum Dasein als Sklavin und einer schmeichelt mir. Der Austausch und die Erfahrungen erweitern meine Perspektive und ich lerne gerne neue Menschen und ihre Kinks und Hintergründe kennen. Sie erzählen mir bereitwillig von ihrem Leben, ihren Stolpersteinen mit BDSM und davon, wie sie BDSM für sich selbst entdeckt haben. Das ist unglaublich spannend. Selten kommt es dann auch zu sexueller Intimität, das ist aber nebensächlich. Es geht um die Menschen und ihre Perspektive auf BDSM.

Auf so manchen Herrn wirke ich unnahbar, ja ich habe sogar gehört, ich würde inszeniert wirken. Als wäre ich an einem Tisch platziert und unter Beobachtung stehen. Meine Bewegungen und mein Verhalten würden vermitteln, dass ich nicht angesprochen werden wollte. Mein ehemaliger Herr wollte genau das. Das freut mich natürlich in gewisser Weise, doch ich möchte ja Männer kennenlernen. Hier heißt es für mich, an meiner Außenwirkung zu arbeiten.

Ich muss mich selbst neu erfinden und da kommt mir die Neugierde auf andere und deren Erfahrungen sehr entgegen. Dass ich eine gute Sklavin bin, dass ich eine starke Frau bin, die weiß, was sie im Leben will, reicht mir nicht. Ich muss ausprobieren, muss mutig sein und mir holen, worauf ich geil bin. Auch Dinge, die ich mir bis jetzt nicht vorstellen konnte. Das macht mich aktuell sehr glücklich. Aber es ist nicht mehr als, eine kurze Befriedigung. Mein BDSM muss tiefer gehen.

Und dann gibt es da den einen. Den einen, mit dem ich mich verbunden fühle in meinem BDSM. Der mir Freiheit gibt und mich beflügelt, der meine Geilheit genießt – auch wenn ich sie mit einem anderen Mann auslebe. Das ist gänzlich neu für mich, denn ich bin totale Kontrolle und Fokussierung auf den einen Herrn gewöhnt. Dass es auch anders geht zeigt er mir gerade. Schon seine Stimme erregt mich. Beim Gedanken an seine Berührung zieht sich Gänsehaut quer über meinen Körper und meine Atmung verändert sich. Wir chatten viel und sind uns nahe, auch wenn er fern ist. Ich hätte mich in Wien umsehen können und habe mein Glück wieder im Westen gefunden. Diesmal noch weiter weg als Salzburg, was es nicht einfacher macht. Es ist nicht mal Österreich…Das stimmt mich ein wenig traurig. Aber ich spüre ihn. Immer. Auch während ich andere treffe und mich ausprobiere. Denn der Moment, wo ich an unser nächstes Treffen zeichnet mir ein Lächeln aufs Gesicht und in mir breitet sich Befriedigung aus. Die Befriedigung der Sklavin.