Um die Liebe einer Sklavin zu ihrem Herrn greifbar zu machen – erklären kann man sie kaum – ist es nötig, die unterschiedlichen Ebenen und Bedeutungen von Liebe zu hinterfragen. Im vertrauten Sinne kennen wir die gesellschaftlich verankerten Beziehungen, die mit Liebe einhergehen…
Jene zwischen den Eltern und dem Kind und jene zwischen Beziehungspartnern. Erstere ist wohl die selbstloseste Liebe, die wir uns vorstellen können. Ein Kind, besonders ein Baby, vertraut seiner Mutter blind. Es geht instinktiv davon aus, dass die Mutter nur das Beste möchte. Es stellt keine Bedingungen.
Die Liebe in der Partnerschaft ist da schon etwas anderes. Sie kann auch als „Eros“ bezeichnet werden. Diese, auch erotische Liebe, genannte Verbindung gründet auf einer körperlichen Anziehung zwischen den Beteiligten. Im besten Fall kommt die Ebene der „Philia“ dazu, die freundschaftliche Liebe. Diese Liebe speist sich meist aus Geben und Nehmen. Wenn es ein dauerhaftes Ungleichgewicht gibt (oder es als solches empfunden wird), dann kommt es zum Ende der Liebes-Beziehung. Bei der Liebe zwischen Erwachsenen kommt dann zusätzlich noch die Begierde dazu. Die Begierde sucht nach einem Gegenstück, das die eigenen Bedürfnisse erfüllt. Begierde kommt vom Wort Begehren, das den Ausgleich eines empfundenen Mangels als Antrieb hat, und kann auch ohne Eros und Philia bestehen.
Soviel zur Begriffsklärung.
Die Liebe zu mir selbst ist die Grundlage dafür, meinem Herrn Liebe entgegen zu bringen. Ich habe einen Prozess durchlaufen, der viel Ressourcen gebraucht hat, mir allerdings aufgezeigt hat, dass ich die wichtigste Person in meinem Leben bin. Ohne diese Erkenntnis könnte ich diese Liebe nicht leben. Mein Herr ist mein Meister, mein Gebieter und mein Eigentümer – er ist alles für mich. Was ich ihm überantworte muss ich vorher gut kennen. Alles andere wäre eine Zumutung. Ich kenne mich und ich liebe mich. Allein aus dieser Erkenntnis heraus kann ich diese Macht über mich an ihn abgeben.
Ich liebe meinen Herrn, wie es sich für eine Sklavin gehört
Meine Liebe zu meinem Herrn ist eine Mischung aus unterschiedlichen Ebenen von Liebe. In der angestrebten Intensität unserer Beziehung sind es die Begierde, die bedingungslose Liebe und die Selbstlosigkeit, mit der ich ihn aus tiefer Zuneigung heraus liebe. Philia spielt hier keine Rolle. Immer im Vertrauen darauf, dass er mich schätzt, begehrt und bewahren möchte, gebe ich mich ihm hin. Natürlich wächst das Vertrauen zu meinem Herrn erst. Dies tut es von einem Tag zum anderen immer mehr, aber als Sklavin habe ich ihm einen Vertrauensvorschuss gegeben. Die Angst, verletzt zu werden, musste ich zu Beginn bewusst beiseiteschieben. Ohne diese Einstellung wäre es mir nicht möglich gewesen, meine Position als Sklavin ihm gegenüber einzunehmen. Doch dann war es an ihm, mir zu zeigen, dass er mit diesem Entgegenkommen umzugehen vermag.
Er vermittelt mir den Respekt, den ich als Sklavin verdient habe.
Ja, das mag für eine Sklavin hochmütig klingen, ich denke jedoch, dass ein Mensch, der sich freiwillig in ein solch ausgeprägtes Machtverhältnis begibt, Respekt verdient hat. Er spricht es nicht aus, aber in seinem Umgang mit mir spüre ich diesen Respekt. Er gibt mir Sicherheit in seinem Verhalten mir gegenüber. Er schafft es durch die Offenheit, die er ausstrahlt, dass ich mich immer tiefer in diese Liebe fallen lassen kann. Er schränkt mich ein und nimmt er mir meine Freiheit, zeitgleich eröffnet sich mir eine neue Lebensrealität, in der ich schier grenzenlose Freiheit genieße. Ich wachse unter seiner Führung und werde stärker. Ich war auch vor dieser Liebe zu meinem Herrn eine starke und selbstbewusste Frau. Aber er lässt mich Schatten sehen, derer ich mir zuvor gar nicht bewusst war. Ich lerne jeden Tag dazu. Jede Reaktion, die er bei mir auslöst, hinterfrage ich. Warum empfinde ich so? Was stört mich? Was freut mich? Das alles sind Fragen, die ich mir laufen stelle und so viel über mich selbst erfahre.
Ich gehöre meinem Herrn
Ich bin sein Eigentum, all mein Denken und Handeln orientiert sich an ihm. Meine Wünsche sind nicht wichtig, allein sein Wille zählt. Und ich ordne mich unter. Denn durch seine Zufriedenheit erlange ich ebenfalls Zufriedenheit. Es geht dabei nicht um meine aktive sexuelle Befriedigung, diese Befriedigung ziehe ich alleine daraus, dass seine Bedürfnisse befriedigt sind. Ob ich einen Orgasmus bekomme ist nebensächlich. Natürlich freue ich mich, wenn er mich mit einem Höhepunkt belohnt. Sein Orgasmus ist allerdings ausschlaggeben dafür, ob ich als seine Sklavin das Gefühl habe, ihm vollends genüge getan zu haben. Und das ist schließlich mein oberstes Ziel. Die Liebe zu meinem Herrn kann leicht mit Selbstaufgabe verwechselt werden. Doch gebe ich mich nicht selbst auf, vielmehr erweitere ich meinen Horizont um die Perspektive einer Dienerin, die ihren Herrn liebt. Selbstaufgabe würde bedeuten, dass es mir egal ist, was mit mir passiert. Das ist es nicht. Ich liebe mich ja! Mich erregt es aber, nicht selbst zu entscheiden, was mit mir passiert. Schon dieses Eingeständnis war harte Arbeit für mich. Er tut, was er möchte und gibt mir die Gelegenheit loszulassen. Dieses wundervolle Gefühl kommt im Leben nicht oft zum Tragen. Die ständige Verantwortung für alles Mögliche macht das Leben manchmal schwer an Ballast. Loslassen, Verantwortung abgeben und geschehen lassen. Vertrauen und folgen. Sich führen lassen. Darum geht es mir. Mein Herr liebt mich, wie ein Herr seine Sklavin liebt, darauf kann ich vertrauen und er möchte mein Bestes. Jemand, der wahrhaft liebt, möchte niemals sein Objekt der Begierde zerstören. Er will, dass es wächst und gedeiht. Er fördert es und fordert es heraus. Damit es sich weiterentwickelt. Ich lasse mich von meinem Herrn formen zu der Sklavin, die er haben möchte. Und weil ich ihn liebe werde ich diesen Weg für ihn und mit ihm gehen.