Begehrt zu werden ist ein schönes Gefühl. Wenn dir ein anderer Mensch zeigt, dass er dich attraktiv findet, dass er Lust auf dich hat, dann löst das etwas in deinem Kopf aus. Das Belohnungszentrum in unserem Gehirn schüttet bei dieser Art von Bestätigung von außen Dopamin aus und das macht uns glücklich.
Die Frage, warum Bestätigung von außen notwendig ist und zur Sucht werden kann, ist eine sehr grundlegende in meiner eigenen Wahrnehmung. Meinen Selbstwert über diese Art der Bestätigung zu stärken ist gefährlich. Denn wenn wir uns selbst nicht mögen, an uns zweifeln und nur über die Meinung und Anerkennung anderer zu vermeintlicher innerer Stärke gelangen, dann ist das psychische Gleichgewicht nicht in Harmonie. Es ist nicht echt. Bleibt die Bestätigung aus, dann sinkt der Selbstwert wieder.
Es gibt aber auch ein gesundes Gleichgewicht zwischen Innen und Außen. Wir können uns selbst mögen und streben dennoch nach sozialer Anerkennung durch unsere Umgebung. Es ist wichtig, sich mit liebevollen Menschen zu umgeben, die einem diese Anerkennung ab und an zu Teil werden lassen. So kann das ständige Hinterfragen nach dem eigenen Weg als Spiegel von außen die eigene Wahrnehmung bestätigen oder eben auch aufzeigen, dass Fremdbild und Selbstbild nicht übereinstimmen.
Mein Blog handelt in erster Linie von BDSM. Dass BDSM für mich viel mehr ist, als Schlagen und Dienen, das habe ich in meinen vergangenen Beiträgen sehr detailliert ausgeführt. Die Frage nach dem Warum hat mich vor wenigen Monaten noch ausgiebig und in großer Tiefe beschäftigt. Für mich habe ich diese Frage beantwortet, habe die Neigung als das, was sie ist, akzeptiert: Ein Teil meines Wesens, der mich glücklich macht. Ich lasse sie zu. Da stellt sich die Frage nach dem Warum nur noch äußerst selten. In langen Gesprächen mit meiner Therapeutin und aus der Erkenntnis heraus, dass ich zu mir selbst ehrlich sein muss, hat sich gezeigt, wie wichtig Anerkennung für mich ist. Nur weil ich diese Wahrheit gefunden habe, kann ich auch daran arbeiten, den Schwerpunkt in die innere Anerkennung zu legen.
Mein Wille zu dienen ist sehr ausgeprägt und tief in mir verwurzelt. Mein Weg zur Sklavin, die ihren Herrn als das respektiert, was er ist, nämlich der Grund für ihr Sein, ist geprägt von Entwicklungsschritten. Zu Beginn der Reise waren es große Schritte, nun werden die Schritte kleiner, aber immer fordernder. Die Veränderungen im Kopf und der damit einhergehende, veränderte Blick auf mich selbst machen mich stärker und die Selbstsicherheit, die ich früher kaum gespürt habe, ist nun allgegenwärtig. Das fühle ich und das strahle ich nach außen. Das ist viel Arbeit und nichts, was von einem auf den anderen Tag funktioniert. Regelmäßige Reflexion und ständiges Hinterfragen, Kritik an mir, aber auch Selbstlob und Eigenstolz gehören zu meinem Alltag. Abends benenne ich seit langem drei Dinge oder Situationen, die mich tagsüber glücklich gemacht haben und für die ich dankbar bin. Aber zu einer Sklavin, wie ich sie werde, gehört mehr, als die psychische Komponente. Aus den letzten 26 Monaten weiß ich: nicht nur die psychische Entwicklung und die Ich-Werdung sind sehr anstrengend, auch die körperlichen Veränderungen sind gut für mich. Die Ergebnisse meines harten Trainings machen mich stolz. Der Blick in den Spiegel und der Schritt auf die Waage zeigen mir die Fortschritte, die ich mache deutlich. Wenn ich mich wirklich anstrenge, dann kann ich meinen Körper formen. Das ist die innere Bestätigung, die so enorm wichtig ist für mich. Ich arbeite an mir, an meiner Einstellung, an meinem Körper, an mir als Mensch.
Doch das Gleichgewicht im Innen und im Außen ist nicht immer gegeben. Ab und an brauche ich die Anerkennung anderer Menschen. Auch, wenn ich selbst stolz und zufrieden bin auf das bisher Erreichte. Daran sehe ich nichts Schlechtes, denn solange ich mich davon nicht abhängig mache ist alles gut. Es geht um das gesunde Gleichgewicht. Genau diese äußere Bestätigung ist aber aktuell mein Thema. Ich bekomme sie nicht so, wie ich sie für meine Entwicklung nutzen kann. Daran ist nicht meine Umgebung schuld, sondern ich muss lernen, damit umzugehen.
Ich hole mir also die Anerkennung auf meine Art. Fremde Männer geben mir diese Anerkennung. Sie begehren mich, sie sagen mir, wie gerne sie mich… und wohl dosiert tut mir das gut. Das liegt in unserer DNA. Der Mensch strebt nach (sozialer) Anerkennung. Ganz ohne Anerkennung von außen geht es eben nicht.
„Wie so oft macht die Dosis das Gift.„
Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang noch, zwischen Anerkennung und Aufmerksamkeit zu unterscheiden. Ich brauche nicht ständig die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Ich stehe auch gerne mal abseits und sehe zu, fern davon im Mittelpunkt zu stehen. Das sind unterschiedliche Antriebe, aber sie werden manchmal miteinander verbunden. Für mich ist diese Unterscheidung essentiell, denn ich heische nicht um Aufmerksamkeit, will nicht ständig gelobt, bewundert und beklatscht werden. Das ist mir fremd. Auch steht es einer demütigen Sklavin nicht zu Gesicht!
Ich bin ehrlich zu mir selbst und habe erkannt, dass mir die Meinung der meisten Menschen egal ist. Doch in meiner näheren Umgebung, also bei Menschen, mit denen ich regelmäßig zu tun habe, ist das anders. Ich sage ihnen, wenn mir etwas gefällt und ich gebe auch sehr gerne Komplimente! Geben und Nehmen – Mir geht es um den gesunden Grad an Anerkennung von außen, der mir noch den letzten Hinweis gibt im Abgleich zwischen Selbst-und Fremdbild.