Der süße Geschmack

In der Küche duftete es bereits nach Schokoladenkuchen, als ich die letzten Reste des Teiges mit dem Zeigefinger aus der Schüssel holte. Dieser süße Geruch verteilte sich im gesamten Erdgeschoß und hüllte mich wie in Watte. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, die ich nun genüsslich ableckte. Mein Telefon riss mich aus meiner Traumwelt. Es war der Klingelton, den ich an meinen Herrn vergeben hatte. Sofort legte ich die Teigspachtel zur Seite, griff nach dem Gerät und ging auf die Knie.

„Hallo, mein Stück. Was auch immer du gerade tust, beende es. Du steigst in 10 Minuten ins Auto und fährst zum Bahnhof. In der Parkgarage, ganz oben, parkst du dich ein. Stell das Auto mit der Haube zur Fahrbahn ab, stell dich breit hin und lehne dich über die Haube. Lass die Scheinwerfer an. Und warte, was passiert.“

Mein Herz setzte aus. „Sehr wohl, mein Herr!“

„Und trage die Overknees. Es ist kalt.“

Dann legte er auf.

Ich lief ins obere Stockwerk und direkt ins Bad. Lidstrich, Augenbrauen, Lippen, Wimpern. Alles musste schnell gehen. Im Wandschrank fasste ich nach dem ersten schwarzen Wollkleid, das ich greifen konnte. Der Blick auf das Thermometer bestätigte meine Befürchtung: -7 Grad. Das Kleid und die Overknees waren rasch angezogen, die Unterwäsche sparte ich mir. Wieder unten angekommen schlüpfte ich in die gefütterten Wildlederstiefel. Sie hatten einen schmalen hohen Absatz und ließen meine Beine unendlich lang erscheinen. Ich band den Mantel vorne mit dem Gürtel zu und wickelte den dicken Kaschmir-Schal um meinen Hals. Einen Kontrollblick in den Spiegel und ein Lächeln später war ich am Weg zum Auto.

Der Bahnhof war nur wenige Minuten entfernt und mitten im Nichts erbaut. Ich hatte also, außer den Pendlern, die alle halben Stunden mit der Bahn ankamen und ins Auto umstiegen, keine Zuschauer zu befürchten. Langsam fuhr ich unten ins Parkdeck ein. Erste Ebene, zweite Ebene, dritte Ebene. Je weiter ich nach oben kam, desto weniger Menschen hatten ihre Fahrzeuge abgestellt. Niemand wollte auch nur einen Schritt zu viel gehen. In der obersten Ebene angekommen rollte ich ans andere Ende der Fläche und stellte meinen kleinen Hüpfer ab, wie mein Herr es mir angewiesen hatte. Ich war alleine. Kein anderes Fahrzeug stand da. Die Beleuchtung war spärlich, nur meine Scheinwerfer erhellten den Nachhimmel. Ich stieg aus und ging um das Auto herum. Die Zufahrtsstraße war von hier oben gut zu sehen. Ich wartete. Doch nichts passierte. Minuten vergingen. Mich fröstelte.

Dann plötzlich sah ich einen dunklen Wagen unten in die Parkgarage einfahren. Ich drehte mich um, stellte mich breitbeinig vor mein Auto, lehnte mich nach vorne und stützte meine Unterarme auf der Motorhaube ab. Die Motorengeräusche wurden immer lauter und aus dem Augenwinkel sah ich den Wagen auf mich zukommen. Ich bewegte mich nicht. Meine Beine waren gestreckt, mein Rücken gerade und meinen Po drückte ich nach oben. Der Fahrer hielt an. Er öffnete die Türe, stellte den Motor aber nicht ab. Plötzlich war er hinter mir. Ich spürte, wie er meinen Mantel nach oben schob. Die Kälte seiner Hände ließ mich im Moment erzittern, als er mich berührte. Ohne Umschweife schob er seine Finger in meine Fotze. Einmal. Ganz tief. Ich japste erschrocken. Er ließ meinen Mantel wieder sinken. Was tat er da? War das etwa alles? Ich hielt meine Position. Auch als ich überraschend feststellen musste, dass er offensichtlich wieder ins Auto stieg, bewegte ich mich nicht. Die Türe fiel ins Schloss und er gab Gas.

Weg war er.

Ich konnte die Situation nicht fassen. Was war das gewesen? Wer war das gewesen? Hatte ich ihm nicht gefallen? Was hatte ich erwartet? Gerade, als ich mich total verwirrt aufrichtete vernahm ich den Klingelton meines Herrn. Ich öffnete hektisch die Beifahrertüre und schnappte mir mein Handy.

„Du hast ihm geschmeckt. Gut gemacht, kleine dreckige Schlampe. Er wird dich für eine ganze Nacht buchen. Und er zahlt gut. Ich bin stolz und zufrieden. Fahr jetzt nach Hause und genieße den restlichen Abend.“

„Ich freue mich, mein Herr. Vielen Dank.“

Ich zitterte vor Aufregung, aber auch die Kälte tat ihr Übriges, mich frieren zu lassen. Ich setzte mich auf den Fahrersitz, startete den Wagen und stellte die Heizung auf die höchste Stufe. Auch auf mich wartete jetzt noch ein süßer Geschmack, auf den ich mich ganz besonders freute – Schokoladenkuchen!

Für die Geschichte hatte mein Herr mir die 3 Begriffe „Anruf, Bahnhofs-Parkgarage und Overknee-Strümpfe“ vorgegeben