Um diesen Beitrag habe ich mich lange gedrückt, denn den perfekten Dom gibt es nicht. Sowohl Sub, als auch Dom sind Menschen mit positiven und negativen Eigenschaften und ihren Eigenheiten. Das spiegelt sich im gemeinsamen Spiel wider. Jeder und jede von uns sucht etwas anderes im BDSM. In diesem Beitrag habe ich für mich reflektiert, wie MEIN perfekter Dom sein muss.
Um einen etwas breiten Gedankenansatz zu bekommen, habe ich ein paar Meinungen zu diesem Thema eingeholt. Die Antworten waren ähnlich meinen eigenen Empfindungen. Es kamen dieselben Schlagworte, die auch ich mir zuvor notiert hatte. Was mich allerdings ein klein wenig überrascht hat, war, dass diese Worte von dominanten und submissiven Menschen kamen. Da gab es keinen Unterschied in der eigenen Neigung. Die Anforderungen an eine/n Dom sind die gleichen. Egal auf welcher Seite man steht.
Ausstrahlung
Das Aussehen meines Doms ist zweitrangig. Solange er ein gepflegtes Äußeres hat, sind mir die Größe, die Haarfarbe, das Gewicht etc. egal. Das Alter könnte ein zwar Kriterium sein, denn Männer mit Erfahrung und grauen Schläfen ziehen mich an, aber das muss nicht grundsätzlich gelten.
Das einzige Kriterium, das am Ende tatsächlich zählt, ist:
Ausstrahlung muss er haben!
Er muss in mir den unbändigen Drang wecken, vor ihm auf die Knie zu sinken und ihn demütig darum zu bitten, ihm Dienen zu dürfen. Dann spüre ich die Dominanz. Und nur dann kann ich ihn als meinen Dom auch ernst nehmen. Dominanz ist eine Wesenseigenschaft, die man schwer erlernen kann. Sie kommt von innen. Sie zeigt in meinen Augen, dass der Dom ein gesundes Selbstbewusstsein hat und weiß, wie er im Außen ankommt. Mit dieser Eigenschaft geht er sorgsam und nicht überbordend um. Damit vermittelt er mir eine Art von Sicherheit und Geborgenheit.
Empathie und Kommunikation
Ich persönlich suche einen Menschen, der mich ebenfalls als solchen wahrnimmt. Im Rahmen des Spiels bin ich manchmal auch nur sein Objekt. Und das kickt mich. Trotzdem spielt er mit einem Menschen. Und Menschen kommunizieren immer miteinander. Bekanntlich kann man nicht nicht kommunizieren… Daher muss er kommunikationsfähig und empathisch sein. Auch wenn ich den unterwürfigen Teil der Beziehung einnehme, so darf er nicht davor zurückscheuen, mich nach meiner Meinung oder meinem Befinden zu fragen. Verbal oder nonverbal. Was er mit der Information tut, das ist ohnehin ihm überlassen. Dominante Männer, die meinen, sie wüssten stets, was mir gefällt und was gut für mich ist, sind bei mir falsch. Sie ziehen ihre Session durch und legen wenig Empathie an den Tag. Manche mögen das. Ich nicht. Zumindest nicht dauernd. Selten äußere ich meine Meinung ungefragt – da muss schon Feuer am Dach sein – deshalb ist es wichtig, dass der Dom aufmerksam ist und mich auch ab und zu fragt, was Sache ist. Und ich werde eine ehrliche Antwort geben. Denn Offenheit und Ehrlichkeit sind mir wichtig. In jeder Beziehung. Ich erwarte daher natürlich auch von meinem Dom absolute Ehrlichkeit. Denn das ist die Grundlage für das nötige Vertrauen.
Selbstreflexion ist gefragt
Die Fähigkeit, seine Entscheidungen und Handlungen zu hinterfragen und so an sich selbst zu wachsen, ist eine, die nicht vielen Menschen gegeben ist. Zu viele Doms laufen herum und sind so sehr von sich selbst überzeugt, dass auf Dauer die Sub auf der Strecke bleibt. Natürlich vorausgesetzt, man möchte sich entwickeln. Mir persönlich ist das wichtig. Von sich selbst und vom Gegenüber zu lernen und sich gemeinsam weiterzuentwickeln ist eine Frage der Intelligenz. Ich mag keinen dummen Dom 😉
Der Dom als Wunscherfüller? Langweilig!
Ich sehe den Dom grundsätzlich nicht als meinen Wunscherfüller, dem ich eine Liste mit Dingen übergebe, die er abzuarbeiten hat. Ich bin keine Wunschzettel-Sub! Ich übergebe mich und meinen Körper an ihn und wir haben im Normalfall davor ausgiebig darüber gesprochen, wo die gemeinsame Reise hingehen soll. Tabus wurden geklärt. Und ab dem Zeitpunkt ist er derjenige, der vorgibt, was passiert. Er hat die volle Verantwortung. Daher ist auch sein Ideenreichtum gefragt. Immer dieselben Rituale sind langweilig. Immer die gleichen Spielchen und Spielsachen sind auf Dauer nicht mehr erregend. Wenn ich schon weiß, was als nächstes kommt, dann kickt mich das nicht mehr. Seiner Kreativität sind (nahezu) keine Grenzen gesetzt und ich erwarte, dass er mich ab und zu überrascht. Das kann positiv und negativ sein! Sei es mit einer neuen Situation, mit einem neuen Spielzeug, mit dem Besuch einer Party oder seinem Verhalten, das ich nicht einschätzen kann. Das Unbekannte, das Neue, das, was ich nicht kenne und abschätzen kann, das ist erregend für mich. Grenzen abzutasten, zu erweitern, zu sprengen sind aufregende Erlebnisse, die ich mit meinem Herrn erleben möchte. Er muss fühlen, wann es zu viel ist und wann er weitergehen kann. Ich gehöre ihm und lasse ihn entscheiden, was mit mir passiert. Mir ist klar, dass ich mit dieser Anforderung an einen Dom die Latte sehr hoch gelegt habe. Aber Langeweile brauche ich keine in meinem BDSM. Dafür ist mein Leben zu kurz. Und sollte es mit der Zeit langweilig werden, dann kommt wieder der Punkt mit der Selbstreflexion und der Ehrlichkeit zum Zug.
Hingabe und Wertschätzung
Ich suche einen dominanten Menschen, der meine Hingabe wertschätzt. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich vor einem Mann auf die Knie gehen möchte. Wie eingangs erwähnt muss der Mann diesen Drang in mir auslösen. Die Hingabe die ich ihm dann schenke ist (nahezu) unendlich. Ich zerfließe in seinen Armen und bin ganz seins. Diese Hingabe muss er im Gegenzug wertschätzen und darf sie niemals über einen längeren Zeitraum als selbstverständlich und gegeben hinnehmen. Anerkennung ist einer meiner Trigger im BDSM und diese Anerkennung brauche ich um befriedigt aus einer Session zu gehen. Ich leiste etwas. Sei es in meinem demütigen Verhalten oder meiner masochistischen Ader. Speziell wenn wir gemeinsam Grenzen erweitern oder er mich körperlich oder geistig sehr gefordert hat – ich liebe es – dann brauche ich danach die Anerkennung meines Herrn dafür. So bin ich. Ich strenge mich für ihn an.
Begierde und Leidenschaft
Meinen Dom stelle ich über alle anderen Männer dieser Welt. Er ist der Mittelpunkt meines Sklavinnenlebens und das Objekt meiner Begierde. Ich bin geil auf ihn, auf seinen Körper, auf seine Nähe. Diese tiefe Begierde und die unbändige Leidenschaft für einander sollten jedenfalls auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich möchte als Frau das Gefühl haben, dass er mich begehrt und sich keine andere Sklavin auf dieser Welt mehr wünscht. Er sollte mir den Eindruck vermitteln, dass ich sein Diamant bin, wertvoll und begehrt. Wenn ich merke, dass er sich manchmal sogar zurücknehmen muss in seiner Geilheit und Aufregung, weil er sonst kommen würde, dann macht mich das stolz und zufrieden.
Sicherheit und Sauberkeit
Das Thema Sicherheit möchte ich an dieser Stelle nicht näher ausführen. So viel sei gesagt: Körperliche und geistige Unversehrtheit nach seiner Session sind für mich nicht verhandelbar. Mit allem was dazu gehört. (das schließt auch die „Latexallergie“ ein, an der offenbar auch 2020 noch Männer leiden…) Und dass wir beide einen gewissen Hygienestandard erfüllen, das brauche ich wohl auch nicht detaillierter ausführen.
Die Conclusio…
Den perfekten Dom gibt es nicht, so wie es auch die perfekte Sub nicht gibt. Objektiv betrachtet. Subjektiv gesehen ist die Anforderung an BDSM abhängig davon, wer es gemeinsam auslebt. Und da kann es schon vorkommen, dass das perfekte Gegenstück irgendwann plötzlich da ist.