Ich lebe ein Leben, das geprägt ist vom Überfluss. Essen, Kleidung und sonstige Dinge des alltäglichen Lebens sind immer verfügbar. Ein Tag fügt sich an den anderen und selten muss ich auf etwas verzichten. Mir fehlt es an nichts. Anderen Menschen geht es nicht so gut. Sie müssen täglich darum kämpfen, ihre Grundbedürfnisse erfüllen zu können. Das ist mir bewusst und ich bin sehr dankbar für meine Lebensrealität. Ich möchte aber heute nicht darüber schreiben, dass ich in manchen Situationen privilegiert bin gegenüber anderen Menschen, sondern darüber, was es mit mir macht, wenn ich bewusst auf Dinge verzichte(n muss).
Seit ich das Eigentum meines Herrn bin, übe ich mich im Verzicht. Seit mehreren Monaten muss ich bereits darauf verzichten, so manche Entscheidung zu treffen. Als starke und eigensinnige Frau hat mich das anfangs irritiert, denn das war für mich stets eine Selbstverständlichkeit. Von Kleidung, die ich nicht kaufen durfte bis zum Kaffee mit Freunden, auf den ich verzichten musste, reicht die Palette.
Wenn ich vor meinem Herrn knien darf, so ist es mir nicht gestattet, ihn ohne Erlaubnis zu berühren. Ich muss mich zurücknehmen, darauf verzichten, das zu tun, was ich mir sehnlichst wünsche. Wenn ich dann seine Haut berühren darf, oder er mich berührt, dann gibt es ein Feuerwerk an Emotionen. Des weiteren darf ich mich selbst nicht erotisch berühren. Das habe ich davor sehr oft und sehr gerne getan. Wenn mein Herr mir nun erlaubt, dies zu tun, dann erlebe ich es anders, als zuvor. Es wird zu etwas Besonderem. Es fühlt sich anders an, wenn meine Finger an meiner Haut entlang streichen und an meinen Brustwarzen oder meiner Klitoris landen. Die Berührung ist intensiver, jeder Orgasmus ist außergewöhnlich. Dazu kommt noch, dass ich einen Kick daraus ziehe, wenn er es mir ab und zu erlaubt. Manchmal frage ich auch danach. Doch nicht immer erhalte ich die Erlaubnis. Dann heißt es: Verzichten, obwohl ich doch so gerne würde…
In dieser Woche durfte ich an einem Tag ausdrücklich keinen Alkohol trinken. Abends saß ich an einem Tisch mit anderen Leuten, die Bier tranken. Ich hingegen habe mich im Verzicht geübt. An einem anderen Tag war mir der Genuss von Süßem untersagt. Die Lust auf Schokolade war überwältigend groß. Bekanntlich ist immer das, was man nicht haben kann, am aufregendsten. Ich habe darauf verzichtet. Obwohl sie vor mir lag.
Durch den Verzicht schwindet die Selbstverständlichkeit und das Besondere wird wieder erlebbar.
Dabei hilft mein Herr mir, denn er weist mir den Weg. Ich verzichte auf Dinge, weil mein Herr es so von mir möchte. Daran wachse ich. Es tut mir gut und macht mich demütiger und zufriedener.